Literaturtipp

Literaturtipp
An dieser Stelle wollen wir Ihnen in loser Folge Literaturtipps geben.
Dabei handelt es sich nicht immer um Neuerscheinungen, sondern auch um persönliche Lieblingsbücher und Wiederentdeckungen.

Folge 2:
Elizabeth von Arnim „Verzauberter April“
„An jene, die Glyzinien und Sonnenschein zu schätzen wissen. Kleines mittelalterliches Castello an der italienischen Mittelmeerküste für den Monat April möbliert zu vermieten. Z Postfach 1000, The Times“.
Diese Anzeige verändert das Leben von vier Frauen, die im London der 1920er Jahre leben, von Grund auf. Die Frauen kennen sich bisher nicht und könnten unterschiedlicher nicht sein, haben nur den Wunsch, ihrem tristen Alltagsleben für eine Zeit zu entfliehen. Anwaltsgattin Mrs. Wilkins wird von ihrem Mann als Dummchen behandelt. Rose Arbuthnot hat sich von ihrem Mann, einem Autor schlüpfriger Liebesromane, entfremdet und hat sich ganz der Armenfürsorge verschrieben. Mrs. Fisher ist eine wohlhabende alte Witwe, die sehr einsam ist und nur noch in ihren Erinnerungen lebt. Die junge bezaubernde Lady Caroline hat dagegen den gesellschaftlichen Trubel satt und sucht Ruhe vor ihren zahlreichen Verehrern. Nach einer abenteuerlichen Reise und nach einigen Anfangsschwierigkeiten im Umgang miteinander, beginnt der Zauber des italienischen Frühlings auf alle zu wirken. Die Frauen entdecken überraschende Eigenschaften an sich und an den anderen. Als im Laufe des Monats sowohl die Ehemänner als auch der Besitzer des Castellos auftauchen, kommt es zu überraschenden Wendungen. Denn auch die Männer können sich dem Zauber dieses Ortes nicht entziehen. So ergeht es auch dem Leser, der sich dank der anschaulichen Beschreibungen des Castellos mit seinen wunderschönen, üppig blühenden Gärten in eine mediterrane Frühlingswelt hineinversetzen kann. Darüber hinaus besticht der Roman durch die pointierten Dialoge der Protagonisten, die mit ihrem Humor und der feinsinnigen Ironie oft an Jane Austen erinnern.
Susanne Hofmann schrieb über das Buch: „…ein Muntermacher für heiße Tage, ein spritziger Lese-Cocktail aus Gesellschaftssatire und postviktorianischer Sittenkomödie, aus Licht- und Farborgien, aus betörender Landschafts-beschwörung“
Der britischen Autorin Elizabeth von Arnim (1866-1941) ist hier eine leicht beschwingte comedy of manners gelungen, die perfekte Lektüre, um sich von zu Hause aus auf eine Phantasiereise in den Süden zu begeben.
Der Roman erschien erstmals 1922 unter dem Titel „The Enchanted April“ und wurde 1991 unter der Regie von Mike Newell mit vier großartigen Schauspielerinnen verfilmt: Miranda Richardson, Josie Lawrence, Joan Plowright und Polly Walker.

Michaela Plattenteich


Folge 1:
„Erklärt Pereira“ von Antonio Tabucchi
Lissabon 1938. Doktor Pereira, ein in die Jahre gekommener Journalist, ist für die Kulturseite einer kleinen Lissaboner Abendzeitung verantwortlich. In dieser Eigenschaft veröffentlicht er Texte französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, die er selbst übersetzt. Zudem herzkrank und verwitwet, lebt Pereira in seiner eigenen Welt und verschließt die Augen vor den politischen Umwälzungen, die das Regime des Diktators Salazar mit sich bringt. Erst die Bekanntschaft mit Monteiro Rossi, den er als Mitarbeiter für die Zeitung gewinnen möchte, weckt ihn allmählich aus seiner Passivität auf. Der junge Mann und seine Freundin Marta sind im Widerstand tätig. Als Monteiro Rossi in immer größere Gefahr gerät, begreift auch Pereira endlich, was um ihn herum geschieht. Er erkennt, dass der Mensch erst zum Mensch wird, wenn er in einer bestimmten Situation rebelliert. Pereira tut dies auf seine Weise, durch die Macht des geschriebenen Wortes. Dabei gelingt es ihm genial, die Zensurbehörde zu überlisten.

Im nüchternen Stil einer Zeugenaussage (so auch der Untertitel des Romans) und zugleich mit einer wunderbar schwebenden Leichtigkeit erzählt Antonio Tabucchi diese zeitlose Geschichte auf nur knapp zweihundert Seiten. Wenn man Pereira auf seinen Wegen durch das alte Lissabon folgt, spürt man förmlich die Hitze und die besondere Atmosphäre dieser Stadt, die auch dem italienischen Autor zu einer zweiten Heimat wurde. Sehr plastisch schildert er die Figuren, seine Sprache entfaltet schon nach wenigen Sätzen eine fesselnde Wirkung. Die Geschichte, die an keiner Stelle mit dem moralischen Holzhammer arbeitet, ist dennoch ein eindringlicher Appell an die Wachsamkeit jedes Einzelnen, um die meist schleichenden Veränderungen und Gefahren zu erkennen und dann entsprechend zu handeln.

Das Buch erschien 1994 und wurde bereits ein Jahr später verfilmt. Dabei handelt es sich um eine der gelungensten Literaturverfilmungen mit einem unvergesslichen Marcello Mastroianni in einer seiner letzten Rollen. Die deutsch synchronisierte Fassung erschien erst 2019 als DVD und ist eine sehr empfehlenswerte Ergänzung zur Lektüre.

Michaela Plattenteich


Folge 0:
Wer mehr über Otto Brües erfahren möchte, greife zu: „Die 22 Krefelder Ehrenbürger“ von Heinz Webers, erhältlich im Krefelder Buchhandel.