Pressemitteilung des Vereins Literatur in Krefeld e. V.
Sehr geehrte Damen und Herren,
in der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss lässt Hugo von Hofmannsthal die Marschallin sagen: „Jedes Ding hat seine Zeit.“ In diesem Sinn verabschiedet sich Literatur in Krefeld e. V., denn der Verein wird aufgelöst.
Zum Abschied luden wir am Sonntag, 4. August 2024, gemeinsam mit dem Kulturbüro/Niederrheinisches Literaturhaus zu einem Lese-Fest in den Garten des Literaturhauses ein. Einen Nachmittag lang haben wir dem Publikum unterschiedliche Facetten von Literatur präsentiert, vorgetragen von den Autoren und Autorinnen selbst oder von Schauspielern und Schauspielerinnen.
Mit der Auflösung geht eine über 30jährige Tradition und ehrenamtliche Tätigkeit zu Ende. 1993 von Dr. Eva Brües als „Otto Brües Freundeskreis“ gegründet, hat der Verein, dessen Vorsitz ich 2010 übernehmen durfte, seit 2015 unter dem Namen „Literatur in Krefeld“ eine
neue Ausrichtung verfolgt und sich mit einem hochwertigen Programm breiter aufgestellt. In Verbindung mit der Literatur wurden dabei regelmäßig Kunst und Musik mit einbezogen. Der Verein war stets dem Literaturhaus eng verbunden, hielt aber auch immer wieder Veranstaltungen außerhalb des Hauses ab, etwa im Krefelder Kunstverein, in der Jüdischen Gemeinde oder im Museum Schloss Moyland.
In Lesereihen, wie dem beliebten Format „Literatur am Nachmittag“, kamen zeitgenössische Autoren der Region zu Wort. Regelmäßig stand auch die sogenannte klassische Literatur mit Texten von Shakespeare über Goethe bis Thomas Mann auf dem Programm.
Einen weiteren Schwerpunkt bildete auch die österreichische Literatur mit Werken von Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Joseph Roth und Heimito von Doderer.
Die Gründe für die Auflösung des Vereins sind vielfältig. Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahre ist auch für uns spürbar geworden. So ist es bedeutend schwieriger geworden, Menschen für ehrenamtliches Engagement und die Bindung an einen Verein zu gewinnen.
Auch der Kreis des Publikums, der mit dieser Form von Veranstaltungen angesprochen wird, ist leider deutlich kleiner geworden.
Auf der anderen Seite hat die professionell organisierte Literaturszene in Krefeld in der letzten Zeit einen Aufschwung genommen. Das ursprünglich von der Vereinsgründerin Eva Brües der Stadt geschenkte Literaturhaus hat sich zu einem festen und lebendigen Standort etabliert. Ich möchte an dieser Stelle Dr. Thomas Hoeps und Marlene Jäger für die stets gute Zusammenarbeit herzlich danken und wünsche ihnen mit ihren Aktivitäten weiterhin viel
Erfolg.
Vor diesem Hintergrund kann sich Literatur in Krefeld in guter Erinnerung auf das Geleistete zurückziehen und einer jüngeren, hoffentlich ebenso literaturbegeisterten Generation Platz machen.
Wir danken unseren Mitgliedern, die uns über viele Jahre die Treue gehalten haben, herzlich danken wir dem Publikum, das uns lange begleitet hat und uns so viel positive Resonanz gegeben hat. Unser ganz besonderer Dank gilt den großartigen Autoren und Autorinnen, den bildenden und darstellenden Künstlern und Künstlerinnen, die ein niveauvolles Programm ermöglicht haben.
Für den Vorstand
Michaela Plattenteich
Vorsitzende